Gerätturnerin Mandy Hoffmann vom MTV Stederdorf gewinnt das Landesfinale im Deutschland-Cup und qualifiziert sich zum Bundesfinale.
Der Wettkampf war bereits im Frühjahr geplant, wurde allerding pandemiebedingt verschoben und fand nun notgedrungen im Hannoverschen Leistungszentrum statt. Und eigentlich waren die Ambitionen der 17jährigen zu diesem Wettkampf nicht mehr sehr groß, denn durch Prüfungen und zeitraubende Praktika waren die Trainingsmöglichkeiten begrenzt. „Ich turne den Wettkampf vor allem als Dank für die, die mich die ganze Zeit unterstützt haben und mir das Einzeltraining ermöglicht haben,“ meinte die Sportlerin im Vorfeld. Damit meinte sie vor allem ihren Trainer Jörg Niebuhr und den MTV Stederdorf. Die angespannten Nerven in der Vorbereitung hinterließen Spuren, zwei Wochen vor dem Wettkampf ging keine Rückwärts-Akro mehr, vom Bogengang auf dem Balken ganz zu schweigen. Beides sind Anforderungen in dieser Wettkampfklasse. Ihre Motivation war ihre Bodenübung – gespickt mit hochwertigen Sprüngen, die man so geballt eher im Spitzensport sieht. Schließlich hat auch Sabrina Klaesberg, Ehefrau von Niebuhr und Deutschlands ranghöchste Kampfrichterin, Tipps und Anregungen gegeben.
Hoffmann, selbst Kampfrichterin, ging dann eher taktisch an den Wettkampf ran: Ein ausgewogenes Maß an Elementen, die sie perfekt beherrscht und damit kaum Abzüge bringen aber dennoch genug Schwierigkeiten, um einen hohen Ausgangswert (D-Note) zu erlangen.
Den Wettkampf begann sie am Schwebebalken. Hier verzichtete sie auf das Rückwärtselement und kassierte 0,5 Punkte Abzug wegen der fehlenden Kompositionsanforderung – alles um Ruhe und Sicherheit auf den zehn Zentimeter schmalen Balken zu bringen. Das ging auf, die Wertung zwar streng, aber okay. Am Boden wollte die Stederdorferin nun zeigen, was sie drauf hat. Ihre Choreografie nach der Filmmusik von Rocky „Eye of the tiger“ setzte sie auf den Punkt um. Die Sprünge: Durchschlag ganze Drehung, Spagat ganze Drehung und Durchschlag zum Ring in Perfektion, genauso wie die Taucherdrehung und die Saltos. Die 12 mal 12 Meter Bodenfläche war ihre Bühne, dafür hatte sie jede Woche viele Stunden trainiert. Am Ende erkämpfte sie mit der schwierigsten Bodenübung aller Teilnehmer endlich ihre Traum-Wertung: 14,15 Punkte. Damit war ihr persönliches Ziel für diesen Wettkampf erreicht, Sprung und Stufenbarren waren sowieso sichere Übungen. Am Sprung bekam sie für einen einfachen aber einwandfreien Überschlag genauso viele Punkte wie andere für einen Tsukahara. Am Stufenbarren hat sie den Flieger zum oberen Holmen mittlerweile so perfektioniert, dass sie auch hier die höchste Wertung erhielt. Und schon vor der Siegerehrung kam die Anerkennung ihrer Trainer: „Mandy hat hier eine gute Leistung abgeliefert, ohne große Fehler alles durchgeturnt. Ich bin echt stolz auf sie,“ meint Jörg Niebuhr und Martina Gröger vom VfL Wolfsburg ergänzt: „Endlich hat sie am Boden die Anerkennung bekommen, die sie sich verdient hat.“ Stolz und glücklich nahm Mandy Hoffmann dann unter anerkennenden Beifall die Goldmedaille in Empfang.
Nun heißt es noch drei Wochen weitertrainieren, denn die Studentin hat sich zum Bundesfinale und dem gleichzeitigen Bundespokal der Landesturnverbände am ersten Novemberwochenende qualifiziert.