Wie die meisten Turnerinnen fing auch Carla früh mit dem Sport an, infiziert durch ihre ältere Schwester Paula. Kleinere und größere Erfolge stellten sich ein – Kreis- und Bezirkstitel, Landesligaerfolge mit dem Team. Doch das war nie die treibende Kraft – das Turnen an sich, die Gemeinschaft beim MTV Wolfenbüttel, das war es immer, was Carla beflügelte.
Die Kooperation der Schule mit dem MTV war ein wichtiger Baustein, denn damit war der Grundstein für ihre Trainerausbildung gelegt. Im Rahmen des Sportprofils absolvierte sie 2016 zuerst den Trainer Assistentenschein, später dann die Trainer Ausbildung. Und so gerne sie selbst an den Geräten turnt und selbst oder mit ihrem Team beim Wettkampf um Medaillen kämpft, mindestens genauso gerne steht sie mit den Nachwuchsturnerinnen in der Halle. Seit 2016 betreut Carla Behnsen zwei Gruppen, die Turnerinnen sind mittlerweile zwischen 11 und 14 Jahre. Darunter übrigens ihre kleine Schwester Frida. Mit einem Strahlen im Gesicht berichtet die Abiturientin über ihre Leidenschaft: „Es ist toll, wenn man sieht, wie sich die Mädchen weiterentwickeln. Als Trainerin und mit meinem eigenen Training war ich vor Corona fünfmal in der Woche in der Halle. Aber das war absolut okay, weil ich nicht nur was für die Mädchen erreichen konnte, auch ich selbst habe viel dazugelernt.“ Von den Wochenenden mal ganz zu schweigen, denn Carla machte auch noch eine Kampfrichterausbildung. Das führte dazu, dass Carla bei Wettkämpfen nicht nur als Turnerin und Betreuerin, sondern auch noch als Kampfrichterin im Einsatz war. „Ich liebe es einfach die Gruppen zu betreuen, damit war es auch nicht schlimm, das ganze Wochenende in einer Turnhalle zu verbringen.“ Und das innige Verhältnis zu den Turnerinnen kann man auch im Wettkampf spüren, Spaß und Vertrauen stehen im Mittelpunkt.
Auch Corona konnte Carla in ihrem außergewöhnlichen Engagement nicht ausbremsen und so schwärmt Anke Kahmann, Abteilungsleiterin Turnen im MTV: „Carla war eine Vorreiterin im Online-Training, schon im letzten Frühjahr, und ist nun schon wieder seit Monaten dabei, die jungen Turnerinnen auf Distanz zu trainieren. Damit hält sie die gerade jetzt so wichtige Verbindung zu unserem Nachwuchs.“
Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die emotionalsten Momente im Turnen für die gerade 19jährige nicht die eigenen Erfolge sind, sondern eher die kleinen Gesten und Erfolge ihrer Schützlinge.
„Wenn man in einer schulischen Präsentation einer 12jährigen als ihr großes Vorbild dargestellt wird, dann haut einen das schon irgendwie um,“ berichtet Carla ganz bescheiden.
Doch nun wird sich einiges im Leben von Carla Behnsen und der Nachwuchsturnerinnen ändern. Nach dem Abitur, wofür sie derzeit die Prüfungen absolviert, strebt sie ein duales Studium in Hebammenkunde an. „Wenn ich Glück habe, kann ich das in Göttingen machen. Dann kann ich am Wochenende wieder in Wolfenbüttel in die Turnhalle.“ So ganz kann sie sich mit einer Trennung von ihren Schützlingen noch nicht anfreunden.