Gerätturnen ist eine der schwierigsten Sportarten, vereint es doch Kraft und Beweglichkeit. Nicht zuletzt sind Mut und Perfektion gefordert, um die Übungen an den vier Geräten bei den Frauen bzw. sechs Geräten bei den Männern zu absolvieren.
Genauso anspruchsvoll wie das Turnen selbst sind die Wertungsvorschriften. Grundsätzlich gibt es zwei Werte für jede Übung, die D-Note, die den Schwierigkeitsgrad der Übung wiedergibt und E-Note, die die Ausführung abbildet.
Die Jüngsten starten mit den Pflichtübungen. Hier sind die einzelnen Elemente vorgegeben und je schwieriger die Übungen werden, gibt es auch mehr Punkte zu erlangen. So ist zum Beispiel die D-Note in der P5 = 5 Punkte, P8 = 8 Punkte.
Dazu kommen immer 10 Punkte als maximale E-Note, von der dann Fehlerabzüge für Haltungs- und Ausführungsfehler, wie krumme Füße, Stürze oder auch mangelnde künstlerische Darstellung vorgenommen werden. Also in der P5 kann eine Turnerin maximal 15 Punkte erlangen.
Ein Beispiel: Anastasia Günther (MTV Stederdorf) hat beim Kreiswettkampf in Peine eine Balkenübung P6 geturnt. Alle geforderten Elemente wurden gezeigt = D-Note 6,0. Von der E-Note 10,0 erfolgten Abzüge für Haltungsfehler (2,9 Punkte) und einem Sturz (1,0 Punkt). Das ergibt 6,0 + 10,0 - 3,9 = Endwertung 12,1 Punkte. Hier sieht man; Stürze werden hart bestraft, aber auch technisch nicht ordentliche Ausführung und gerade Wackler auf dem Balken können viele Punktabzüge bringen.
„Daher ist es für TrainerInnen und TurnerInnen immer eine Gradwanderung, ob eine höherwertige Übung am Ende auch den erhofften Punkterfolg bringt oder durch Stürze und Haltungsfehler mehr Abzüge kassiert werden, als der Mehrwert der Übung ausmacht,“ informiert Wiebke Siems, Trainerin und Bezirksfachwartin für das Kampfrichterwesen. Und weiter: „Bei den Kürübungen wird es dann noch komplizierter: der D-Wert variiert bei jeder Übung und ergibt sich aus den einzelnen Elementen verschiedener Schwierigkeitsstufen.“
Beispiel: Ineke Weber vom MTV Vechelde hat beim Bezirksfinale in der Leistungsklasse (LK) 3 am Boden geturnt. D-Note: Schwierigkeitswert aus den 6 schwierigsten Elementen plus Abgang ergab 2,6 Punkte. Dazu kommen 2,5 Punkte für die Erfüllung aller 5 Kompositionsanforderungen, ergibt also eine D-Note von 5,1. Für Haltungs- und Landungsfehler wurden lediglich 1,1 Punkte von der E-Note abgezogen. Daraus ergibt sich D-Note 5,1 + E-Note 10,0 – 1,1 = Endwertung 14,0 Punkte. Das war dann schon eine fast perfekte Übung.
Hätte nun Ineke mehr riskiert, zum Beispiel eine Schraube geturnt und damit 5,3 Punkte als D-Note gehabt und hätte bei der Landung einen Sturz gehabt, würden ihr 1,0 Punkte dafür abgezogen werden. Im Endeffekt hätte das mit 13,2 Punkten deutlich weniger Punkte gebracht und im besagten Fall die Silbermedaille gekostet.
Die Schwierigkeitswerte basieren auf der internationalen Wertungsgrundlage, dem Code de Pointage (CdP), quasi der „Bibel“ des Gerätturnens.