Geistertraining im Leistungszentrum Badenstedt

Anna Carolina Wolpers, einzige Bundeskaderathletin, trainiert seit zwei Wochen alleine mit Landestrainer Peter Werner auf 1800 qm Trainingsfläche im NTB Leistungszentrum.

 

Viele Wochen war sie nach der coronabedingten Schließung der Sporthallen auf den heimischen Garten und die Sportgeräte der Physiopraxis ihrer Mutter angewiesen. So ging es bundesweit den Spitzensportlern bis dann in einigen Bundesländern Ausnahmen für Profi- und Spitzensportler zugelassen wurden. In Niedersachsen zählten die Nachwuchssportler nicht dazu. So dass Anna Carolina weiter zu Hause trainieren musste. Nach fast zwei Monaten hatte sich Bundestrainerin Claudia Schunk eingeschaltet und für die 12jährige eine Trainingsmöglichkeit in Mannheim organisiert. Ein Riesenaufwand für drei Tage, aber endlich wieder in der Halle stehen, freute sich die kleine Turnerin. Anschließend sollte sie nach Chemnitz, in die bekannte Talentschmiede von Gabi Frehse. Da wurden aber auch für Niedersachsen die Hallen für Bundeskader und Bundesligaathleten geöffnet. Riesenerleichterung nicht nur bei Anna, auch Peter Werner war ein bisschen erleichtert, auch wenn er sich mehr Turnerinnen in der Halle wünschte. „Wir haben hier eine der größten Gerätturnhalle Deutschlands und stehen hier nur zu weit, das ist schon paradox. Zumal in anderen Bundesländern auch die Landeskader trainieren dürfen.“

 

Einen positiven Aspekt sieht Peter Werner an der Pause für den gesamten Nachwuchs: „Wenn ich zu Hause so ackere wie Anna oder auch die anderen, dann ist da so viel Motivation dahinter. Als Trainer bekommst du Tränen in den Augen, denn das sind tolle Mädchen.“  

 

Wie viel Anna alleine zu Hause gemacht hat, sieht man beim Training, routiniert spult sie das Kraftprogramm ab, als hätte es keine Pause gegeben. Seit zwei Wochen steht sie wieder täglich 4 Stunden in der Halle. Aus der jetzigen Situation ziehen Trainer wie Turnerin auch viel Positives, so Peter Werner: „Da in absehbarer Zeit keine Wettkämpfe stattfinden, können wir uns intensiv mit einzelnen Elementen beschäftigen und perfektionieren.“ Gerade am Barren wollte die zierliche Anna Carolina einiges aufholen. „Die Drehungen am oberen und unteren Holmen funktionieren schon recht gut, eigentlich wollte ich bald mit dem Flugelement vom oberen zum unteren Holmen beginnen,“ berichtet sie.

 

Nach dem Kraftprogramm geht es für Anna aufs Trampolin – Schrauben. Erst einfach, dann doppelt und 2 1/2, bei der Dreifachschraube wird mir schwindlig. Anna landet sie alle auf den Punkt.

 

Ab Montag, 25.05 20 dürfen wieder alle in die Halle, natürlich mit entsprechenden Hygiene- und Abstandsregeln.

 

Und so wird diese Krise auch die Spreu vom Weizen trennen. Und das trifft nicht nur im Spitzen- sondern auch im Breitensport zu. Einige werden dem Sport den Rücken kehren, aber die, die es wirklich wollen, gehen gestärkt daraus hervor.