Nach 8 Wochen ohne gemeinsames Training entdecken die Gerätturnerinnen die Sportplätze für sich. Eine wichtige Alternative, denn nicht jeder hat einen großen Garten zum Heimtraining zur Verfügung. Noch immer sind die Sport- und Turnhallen für alle Turnerinnen, ob Kreis-, Landes- oder Regionalliga, gesperrt.
Das lässt auch Trainer und Trainerinnen vom MTV Stederdorf kreativ werden. Seit Montag trainieren sie neben der Turnhalle. „Wir haben die Mädels in Gruppen von 10-12 Turnerinnen eingeteilt. Auf der großen Rasenfläche neben der Luhberghalle haben wir viel Platz,“ berichtet Trainerin und Kreisfachwartin Henrike Kamps-Eckert. „Erstmal arbeiten wir an den Basics: Kondition, Beweglichkeit und Kraft,“ berichtet Jörg Niebuhr, der mit den Kürturnerinnen ebenfalls auf dem Platz steht. Da werden Wasserflaschen zu Gewichten und Spaziergänger wundern sich über Handstandstehende Mädels auf dem Parkplatz. Aufgrund der unebenen Wiese sind hier weder Sprünge noch Flickflacks möglich, zu groß die Verletzungsgefahr. Für die kommenden Trainingseinheiten ist dann mehr geplant: „Wir werden dann auch das Airtrack oder die kleinen Balken rausholen, um einige turnerische Elemente zu üben,“ macht Annette Wieder den Vorteil der räumlichen Nähe zur Halle deutlich. Aber in Zeiten von Abstand, auch zum Trainer, bleibt es halt beim Üben alt bekannter Teile und Übungen.
Ähnliche Bilder in Vechelde: die Turnerinnen des MTV konnten ein kleines Zeitfenster auf dem Fußballplatz ergattern und sorgten damit für etwas Aufsehen bei den Fußballern. Nach der Erwärmung, wo sich schon einige Schwächen durch die lange Trainingspause bemerkbar machten, ging es in drei Gruppen weiter. Selbst die kleinen Balken hatten die Trainer aus der Halle ran geschleppt, damit das schwierige Gerät nicht zu kurz kommt. Eine Gruppe widmete sich dem nötigen Krafttraining und andere übten Sprünge und Akros auf der imaginären Bodenfläche. Spätestens mit den Saltos und Flickflacks hatten sie die volle Aufmerksamkeit der nebenan trainierenden Fußballer. „Sie haben doch nichts verlernt, ich bin total begeistert, wie sich alle heute ins Zeug gelegt haben,“ freut sich Linda Jaudzims.
Die Luxusausführung von Outdoortraining absolviert der VfL Wolfsburg bereits seit 14. Mai: Kunstrasenplatz mit „Ballettstange“. Dafür wurden hier die Gruppen sehr streng begrenzt, was für die Trainer eine echte Herausforderung mit Vor- und Nachmittagstraining bedeutet.
Auch Kim Ellmerich vom TSV Vordorf hat für ihre Mädels hart gekämpft, nun trainieren sie dreimal die Woche mitten im Dorf auf dem A-Platz. Und auch hier wird die Begrenzung als Ballet- oder Reckstange umgenutzt. In vier Gruppen absolvieren die Athletinnen ein zunehmend härteres Programm, um sie wieder fit für die Geräte in der Halle zu machen.
Es werden wohl die letzten Outdoor-Trainingseinheit gewesen sein, denn noch während des Trainings am Mittwoch ging die Nachricht von der Öffnung der Sporthallen am kommenden Montag rum.